Das lustige EKD-Rechenblatt: Richtig retten!

An Mitmenschlichkeit, Barmherzigkeit, an Solidarität mit Menschen in Not erinnert derzeit die EKD mit ihrer neuen Aktion für ein Rettungsboot im Mittelmeer. Das finde ich edel und gut, aber mein Problem ist, dass nach der erfolgreichen Rettung im Mittelmeer einfach keine Anschlussbehandlung für die betroffenen Migranten in den betroffenen Zielländern vorgesehen ist. Die werden einfach der Gesellschaft zusammen mit dem Aufruf zur Mitmenschlichkeit, Barmherzigkeit und Solidarität vor die Tür gestellt.

Wir lesen auf der Homepage der EKD:

Menschen müssen in Sicherheit gebracht werden. So sieht es das internationale Seerecht vor! In den vergangenen Monaten wurde politisch alles daran gesetzt, die Rettung von Menschenleben zu verhindern und die zivile Seenotrettung zu kriminalisieren. Da darf Kirche nicht tatenlos zusehen. Vielmehr erinnert die EKD mit ihrem Handeln an Mitmenschlichkeit, Barmherzigkeit, an Solidarität mit Menschen in Not. Das eigentliche Signal der Initiative ist doch: Aufmerksam zu machen auf die Situation im Mittelmeer, das anhaltende Sterben tausender Menschen, die weitgehend tatenlose Politik, die auf europäischer Ebene immer noch keinen Verteilmechanismus finden konnte. Und auf die vielen Städte und Kommunen, die sich bereiterklärt haben, Bootsflüchtlinge aufzunehmen.

Quelle: https://www.ekd.de/faqs-zur-seenotrettung-495888.htm

Ich weiß nicht, ob die Katholiken ähnliches planen, aber Kardinal Marx appelliert ja auch an unsere Solidarität und hat kürzlich sogar (hat er schon vorher mehrfach getan) 50.000€ für die Seenotrettung gespendet. Werfen wir die Kirchen einfach mal alle in einen Topf.

Fresko in der Vierung der Wallfahrtskirche Maria zum Berge Karmel, Baitenhausen, Stadt Meersburg, Bodenseekreis. Motiv: „Himmelfahrt und Krönung Mariens“, 1760. Maler: Johann Wolfgang Baumgartner (1712–1761). Detail: Eine Gruppe Betender, die ein Schiff in Seenot beobachtet.

Aber wie sieht es eigentlich mit der potenziellen finanziellen Solidarität der Kirche in der Nach- und Langzeitbehandlung von Migranten aus?

Rechnen wir mal nach:

  • Kirchensteuereinnahmen (Stand 2017)
    • Evangelische Kirche: 5,67 Milliarden €
    • Katholische Kirche: 6,43 Milliarden €
    • Zusammen: 12,1 Milliarden €
  • Anzahl Pfarrer/Priester
    • Evangelische Kirche (Pfarrer): 20.673
    • Katholische Kirche (Priester): 13.560
    • Zusammen: 34.233
  • Verdienst Pfarrer/Priester: 3.700-4.500€
  • Kosten Pfarrer/Priester gesamt: 1.519.945.200 – 1.848.582.000€

In den 27 katholischen deutschen Bistümern gibt es über 60 Erzbischöfe, Bischöfe und Weihbischöfe. Diese werden aus Steuermitteln bezahlt (Danke Napoleon!) und kosten den Steuerzahler auf der Besoldungsstufe B7 bis B10 im Monat von 9.000€ bis zu 12.000€ plus ggf. Dienstwohnung und Dienstwagen. Desweiteren wird vom Staat noch einiges an kirchlichem Zubehör mehr finanziert, das lassen wir hier mal raus.

  • Kosten Bischöfe also gesamt: 6.480.000 – 8.640.000€/a

Gesamt also: 1.526.425.200 – 1.857.222.000€/a.

Was könnte die christliche Kirche insgesamt für Migranten tun, wenn man sich auf das Existenzminimum beschränken würde und auch noch das gäbe, was man von der Kirchensteuer über hat?

Was ist schon etwas Geld gegen die vielen geretteten Leben? Das Existenzminimum liegt derzeit bei 9.168€/a, was einem monatlichen Betrag von 764€ entspricht. Legen wir noch ein paar Hunderter drauf, na sagen wir, wir runden auf 1000€, haben wir jetzt neue Kosten (die Bischöfe gehen sicher mit gutem Beispiel beim Lohnverzicht voran):

  • 34.233 Pfarrer/Priester kosten nur noch: 410.796.000€/a
  • 60 Bischöfe kosten nur noch: 720.000€/a
  • Gesamt nur noch: 411.516.000€/a

Wir haben also zwischen 1.114.909.200€ und 1.445.706.000€ schon alleine über Gehaltsverzicht der o.g. Kirchenangestellten eingespart. Geld, das wir jetzt für die Versorgung der Migranten verwenden können!

Geben wird den Migranten das gleiche Geld wie den Kirchenangestellten (alles andere wäre ja nicht gerecht), so können wir jetzt 92.909-120.475 Migranten für ein Jahr menschenwürdig unterbringen! Außerdem verbessert Bescheidenheit auch einen problematischen ökologischen Fußabdruck drastisch! Also nur Vorteile!

Hoppla: Die verfügbare Kirchensteuer ist da noch gar nicht berücksichtigt!

Die Priester/Pfarrer werden aus der Kirchensteuer bezahlt, geben wir als Zugabe das gleiche nochmal drauf (für Unterhaltung, Kirchentage und so), also sagen wir, wir lassen ihnen insgesamt 3 Milliarden €. Dann haben wird die stolze Summe von 9.1 Milliarden €/a zur Verfügung, das entspricht einem Gegenwert der menschenwürdigen Unterbringung (236€ über Existenzminimum!) von 758.333 Migranten für ein Jahr! Sensationell! Plus die oben eingesparten Gelder von noch mindestens 92.909-120.475 also insgesamt 851.242-878.808 Migranten!

Halleluja! Es könnten also beinahe eine Million neue Mitbürger zuziehen, wenn sich die Kirche nur etwas einschränken würde. Bei einer Zahl von derzeit 70,8 Millionen Flüchtlingen (laut UNHCR) hätten wir also in nicht einmal 80 Jahren die Leute alle in Sicherheit gebracht. Natürlich müssen auch ein großer Teil der Migranten nicht langfristig alimentiert werden, was natürlich die Kosten insgesamt senkt und dann geht’s noch deutlich schneller.

Natürlich tut die Kirche jetzt schon etwas für Migranten nach der Rettung, z.B. durch Kirchenasyl und die vielen karitativen Organisationen, das wollen wir hier nicht einfach unterschlagen. Ich glaube auch, dass viele Kirchenväter schon in der ihnen eigenen Bescheidenheit das Büßergewand übergezogen haben und ihr gesamtes Geld den Bedürftigen zu geben und nur noch von Almosen zu leben, wie es Christen in der Geschichte immer wieder vorgemacht haben.

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